Im Jahr 2023 reisten über fünf Millionen Deutsche in die Türkei – so viele wie nie zuvor. Trotz der Beliebtheit bleibt kulturelle Unsicherheit bestehen: Wie verhalte ich mich beim Essen richtig? Muss ich Trinkgeld geben? Darf ich Alkohol bestellen? Wer diese Fragen ignoriert, riskiert unangenehme Situationen. Denn Tischsitten sind keine Nebensache, sondern Ausdruck von Respekt. Wer sich auskennt, wird nicht nur ein höflicher Gast, sondern kann auch deutlich entspannter reisen. Dieser Artikel zeigt, worauf es beim Essen und Trinken wirklich ankommt.
Höflichkeit beginnt vor dem ersten Bissen
In der Türkei ist Gastfreundschaft keine Floskel, sondern gelebte Kultur. Gäste werden umsorgt, bewirtet und in vielen Fällen überreichlich versorgt. Doch gerade weil die Rolle des Gastes so ernst genommen wird, sollte man sich seiner eigenen Wirkung bewusst sein. Wer mit Sonnenbrille auf dem Kopf und laut telefonierend in ein Restaurant platzt, vermittelt ein Bild, das mit der lokalen Etikette wenig zu tun hat. Verhalten beginnt nicht erst beim Besteck, sondern schon beim Betreten des Lokals.
Begrüßungen sind kurz, aber verbindlich. Ein einfaches „Merhaba“ reicht oft aus, um das Eis zu brechen. Wichtig: Wer sich zum Essen setzt, sollte die Schuhe zumindest sauber halten und nicht mit bloßen Füßen oder Badeschlappen am Tisch erscheinen – besonders außerhalb der touristischen Zonen wird das als Respektlosigkeit wahrgenommen. In vielen traditionellen Lokalen ist es zudem üblich, erst nach einer kurzen Begrüßung Platz zu nehmen, nicht sofort beim Eintreten.

Trinken mit Taktgefühl
Getränke spielen eine wichtige Rolle, allerdings mit kultureller Nuancierung. In touristischen Gebieten wie Antalya oder Izmir ist es problemlos möglich, Bier oder Wein zum Essen zu bestellen. Außerhalb dieser Regionen sollte man sich vorab informieren. Zwar ist Alkohol legal, doch das offene Trinken in der Öffentlichkeit wird teils kritisch gesehen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, greift zu Ayran, Tee oder Mineralwasser. Dennoch gehört das lokale Efes Bier zu den bekanntesten Marken des Landes. Wer Efes Bier genießen möchte, findet es inzwischen auch in Deutschland – etwa bei Anbietern im Onlinehandel, die sich auf türkische Produkte spezialisiert haben.
Nicht alles ist Selbstbedienung
Im deutschen Alltag ist Selbstbedienung zur Norm geworden. In türkischen Restaurants, insbesondere außerhalb touristischer Zonen, wird diese Praxis anders wahrgenommen. Viele Speisen werden gemeinsam bestellt und in die Tischmitte gestellt. Jeder nimmt sich mit Besteck auf seinen Teller. Wer sich sofort bedient oder gar direkt aus der Schüssel isst, wirkt unhöflich. Teilen ist selbstverständlich, doch der Rahmen zählt.
Die Menüstruktur unterscheidet sich deutlich von der mitteleuropäischen. Suppen bilden häufig den Auftakt, warme Hauptgerichte folgen mit zeitlichem Abstand. Salat steht meist ungewürzt bereit, ergänzt durch Zitronenspalten, Essig und Öl. Ungeduld – etwa die sofortige Nachfrage nach dem Hauptgericht – missachtet die Rolle des Essens als soziales Ereignis. In der Türkei ist eine Mahlzeit kein funktionaler Ablauf, sondern ein gemeinsamer Moment, der Zeit verdient.
Wichtig ist zudem der respektvolle Umgang mit Brot. Es begleitet fast jede Mahlzeit, dient aber nicht als Unterlage oder Hilfsmittel zum „Aufstapeln“. Es wird benutzt, um Soßen aufzunehmen, etwa bei Eintöpfen oder würzigen Dips wie Ezme. Beim Besteck gilt: Löffel für Suppe oder Dessert, Gabel und Messer für Hauptgerichte. Essen mit den Händen ist zwar in vielen Haushalten gängig, in Restaurants jedoch unüblich – es sei denn, das Gericht erfordert es ausdrücklich. Wer diese Unterschiede erkennt und achtet, bewegt sich nicht nur höflich, sondern öffnet Türen zu echter Gastfreundschaft.

Tee ist mehr als ein Getränk: Er gehört zum sozialen Ritual
In Deutschland ist Tee oft bloß eine Alternative zu Kaffee. In der Türkei hingegen markiert er das soziale Zentrum eines Treffens. Er wird morgens, mittags und abends getrunken, im Geschäft, zu Hause, im Café. Wer eingeladen wird, sollte die erste Tasse nicht ablehnen. Ablehnung wird, besonders im familiären oder geschäftlichen Umfeld, mitunter als Desinteresse oder gar Unhöflichkeit interpretiert. Der Tee selbst ist stark, heiß und in kleinen Gläsern serviert. Zucker steht separat bereit.
In vielen Fällen wird nicht gefragt, ob man Tee möchte – er wird einfach gebracht. Das gilt auch für Friseure, Schneider oder kleinere Läden. Der Tee ist kostenlos, doch nicht bedeutungslos. Er schafft eine Gesprächsbasis, eine Verbindung. Wer diese Einladung nicht versteht oder ignoriert, verliert womöglich Zugang zu weiterem Austausch.